Schlosshöfe Český Krumlov
I. SCHLOSSHOF
Das sog. Rote Tor (Červená brána) verbindet das Areal von Burg und Schloss mit der Stadt und führt uns, ebenso wie die Schlosstreppen, auf den ausgedehnten I. Schlosshof. Hier waren einst die Wirtschaftsgebäude der Burg untergebracht, gleichzeitig hatten hier die Tiere ihren Auslauf. Daher stammt wahrscheinlich die frühere Bezeichnung Tummelplatz (Rejdiště). Der Schlosshof wird von einer Reihe von Gebäuden gesäumt. Im unteren Teil, rechts am Tor, steht das gotische Salzhaus. Heute das Schloss-Informationszentrum beherbergend, diente es einst als Speicher und Mälzerei. Im großen Marstall befindet sich das Lapidarium mit Originalen der einst das Schloss schmückenden barocken Plastiken. Zu den wichtigen Objekten des I. Schlosshofs gehörte auch eine Apotheke.
II. SCHLOSSHOF
Verbindungsglied zwischen dem I. und II. Schlosshof ist eine Brücke über den Burggraben. Darin werden bereits seit 1707 Bären gehalten. Wahrscheinlich gab es diese Tiere auf dem Schloss bereits ab der Mitte des 16. Jahrhunderts. Mit ihrer Anwesenheit wollte Wilhelm von Rosenberg die Sage über die Anverwandtschaft der Wittigonen, und alsdann auch derer von Rosenberg, zu dem römischen Adelsgeschlecht der Orsini „nähren“ (das Wort Orso bedeutet auf Italienisch Bärin). „Autor“ der Legende war wahrscheinlich Udalrich von Rosenberg (1403–1462). Er wollte damit die Herkunft der Rosenberger bis in die ruhmreichen Zeiten des antiken Rom zurückversetzen, um seine Vorrangstellung innerhalb des böhmischen Adels zu bekräftigen.
Direkt über dem Burggraben erhebt sich der mächtige Schlossturm. Er bildet gemeinsam mit dem anliegenden, Kleine Burg genannten Palast den ältesten Teil des Burg- und Schlosskomplexes. Im Laufe der Jahrhunderte wurden zur Kleinen Burg weitere Bauten hinzugefügt. Eines davon ist das auf dem II. Schlosshof gelegene, vierstöckige barocke Gebäude der ehemaligen Münze. Ihre heutige Gestalt erhielt sie im Jahr 1731, ihrem vorgesehenen Zweck, der Münzprägung, diente sie jedoch nie, sondern lediglich als Herberge. Heute befindet sich hier die zentrale Besucherkasse. Etwa aus der gleichen Zeit stammt die gegen überstehende zwei flügelige Neue Burgvogtei, auffallend durch ihren Chiaroscuro-Fassadenschmuck aus der Renaissance, eine in Böhmen sehr selten angewandte Helldunkel- Technik. Inmitten des Schlosshofs steht ein Barockbrunnen aus dem Jahre 1641.
Der zweite Schlosshof wurde auch Gardehof genannt, da in der Kaserne im Erdgeschoss der Neuen Burg vogtei die Schwarzenbergsche Grenadiergarde unter gebracht war. Diese versah ihren Dienst auf dem Schloss mehr als 200 Jahre lang – von 1742 bis 1948.
In der linken Ecke des Schlosshofs befindet sich neben der Münze der Eingang zum Schlossturm sowie in das Burgmuseum.
Am Ende des II. Schlosshofs verdienen Giebel und Fassade des sog. Butterhauses Beachtung. Das Renaissancegebäude ent stand durch Umgestaltung eines älteren gotischen Turms, von dem aus eine Fallbrücke in die Obere Burg führte. Die Brücke führte über den zweiten Burggraben, der später zugeschüttet wurde. Beide Teile der Burg waren durch einen gewölbten Gang verbunden. Das Butterhaus, wie sein Name bereits andeutet, diente zur Herstellung von Milchprodukten für die Zwecke des Schlosses. Das Obergeschoss des Objekts wird heute von der Galerie für tschechische Kultur genutzt, im Erdgeschoss befindet sich ein stilvolles altböhmisches Restaurant.
III. UND IV. SCHLOSSHOF
Ein steiler, sich drehender Gang, seiner Größe entsprechend eher eine Durchfahrt, führt uns auf den III. Schlosshof und damit in die Gefilde der sog. Oberen Burg. Die Gebäude in diesem höher gelegenen Teil der Burg sind jünger und eher von palastartigem Charakter, mit prunkvollen Innen räumen, wie es dem Adel gebührte. Die Paläste blieben fast unverändert in ihrer Renaissance-Gestalt erhalten, die sie im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft von Wilhelm von Rosenberg trugen. Unterstrichen wird ihr Renaissance-Gepräge von einer reichen Fassadenbemalung aus dem 3. Viertel des 16. Jahrhunderts. Autor der Fresken auf dem III. Schlosshof ist der Rosenberger Hofmaler Gabriel de Blonde. Die Ausschmückung auf dem IV. Schlosshof ist etwas älter, wahrscheinlich aus dem Jahr 1588, von einem unbekannten Autor stammend.
Bemerkenswert sind auch die unterirdischen Bereiche des III. und IV. Schlosshofs. In den drei Etagen des Wenzelskellers können die Grundmauern der hohen Palastgebäude betrachtet werden. Sie bestehen aus mächtigen, auf dem behauenen Felsen ruhenden Säulen und Gewölben. Diese vom Gang zwischen dem IV. Schloss hof und der Mantelbrücke zugänglichen, einzigartigen Bereiche beher bergen gleichzeitig eine Ausstellung gegenwärtiger Keramik-Kunst.
DIE MANTELBRÜCKE
Der Gang des IV. Schlosshofs mündet auf eine Brücke, genannt Am Mantel oder Mantelbrücke. Dieses gewagte Bauwerk überbrückt eine im Mittelalter künstlich geschaffene Kluft zwischen der Oberen Burg und dem V. Schlosshof. Die Brücke wurde in mehreren Etappen ab dem Ende des 17. Jahrhunderts bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein errichtet und ersetzte einen ursprünglichen Holzsteg. Sie ist – man staune – sogar auf drei Etagen begehbar – oberhalb des frei zugänglichen offenen Teils führen noch zwei weitere ge schlos sen Gänge. Sie befinden sich direkt übereinander, wobei der untere von beiden den Maskensaal mit dem Barocktheater verbindet und der obere dann den edlen Herrschaften zum ungestörten Wandeln zwischen Gemäldegalerie und Schlossgarten diente.
V. SCHLOSSHOF
Dieser Bereich und die sich darauf befindlichen Objekte trugen einst über wiegend wirtschaftlichen Charakter. 1681 entstand hier dank derer von Eggen berg, namentlich Johann Christian I., ein Schlosstheater. 1766 erhielt es unter den Schwarzenbergern jene Gestalt, in der es sich uns noch heute präsentiert. An das Theatergebäude schließt das sog. Renaissancehaus an, das früher zur Burgbefestigung gehörte. Den fünften Schloss hof und das gesamte Schloss areal verschließt ein Eisentor mit einem historischen Pförtnerhäuschen.