Český Krumlov - Sehenswürdigkeiten - Innenstadt III.
Der historische Kern besteht aus zwei Teilen. Der ältere namens Latrán entstand spontan unterhalb der Burg am linken Moldauufer. Nicht sehr viel jünger ist die Innenstadt, die bereits planmäßig innerhalb des Flussmäanders angelegt wurde. Von oben betrachtet sieht sie aus wie eine Insel, denn die „Schleife“, die die Moldau hier schlägt, ist derart zugezogen, dass die beiden Flussbette an der engsten Stelle durch weniger als 100 m Land voneinander getrennt werden.
Obere Gasse
Auf dem Rückweg von der Kirche sollte man einem rechts neben den Kirchtreppen stehenden Eckhaus mit einem auffälligen fünfeckigen Erker Beachtung schenken. Das Haus wird Kaplanka genannt, stammt aus der Spätgotik, ist jedoch gleichzeitig eines der ersten Häuser von Český Krumlov, an dem später Elemente der Renaissance zur Anwendung kamen.
An der Kaplanka vorbei geht es zurück in die Obere Gasse (Horní ulice). Rechterhand erscheint sogleich die im Neo renais- sance stil reich verzierte Fassade der sog. Prälatur (Prelatura). Diese war der Sitz der Dechanten von Český Krumlov, die den Titel Prälat führen durften, was nur wenigen von ihnen vorbehalten war. Der vier flügelige Gebäude komplex ist ursprünglich gotischer Herkunft und stammt aus der Mitte des 14. Jahr hunderts. 1576 wurde er im Renaissancestil umgebaut, später kam eine Brauerei dazu. Der Brauerei betrieb verursachte in den folgenden Jahren mehrere Brände, die eine Reihe baulicher Eingriffe nach sich zogen. Bei einem solchen wurden 1768 Umgestaltungen im Stile des Rokoko vorgenommen. Unter anderem wurde auch der Saal der Prälatur von dem Maler František Jakub Prokyš (1713– 1791) geschmückt. Der künstlerisch wertvolle Raum ist bis in die heutige Zeit erhalten geblieben und wird zu Ehren des berühmten Malers Prokyš-Saal (Prokyšův sál) genannt.
In enger Nachbarschaft zur Prälatur entstand 1586–1590 als eines der ersten in Böhmen ein Jesuiten kolleg. Das Gebäude entwarf der italienische Architekt Baldassaro Maggi, der auch durch den Bau des bekannten Lustschlosses Kratochvíle (Kurzweil) bei Netolice bekannt wurde. Das prunkvolle Gebäude des ehemaligen Kollegs, heute Hotel Rose (Růže), wurde reich mit Sgrafitto- und Wandmalerei verziert. An den Hofwänden befinden sich Abbildungen der Wappen von Wilhelm von Rosenberg und seiner vierten und letzten Frau Polyxena von Pernštejn.
Zum heutigen Hotel gehört das Haus Nr. 153, das 1663 vom Jesuiten orden zu einem Theater umgestaltet wurde. Theatervorstellungen hatten bei der Ausbildungs tätigkeit der Jesuiten stets eine wichtige Rolle inne. Jedoch auch nach Auflösung des Ordens wurde hier weiter Theater gespielt, insgesamt mehr als 300 Jahre lang – bis März 1971.
Gegenüber dem Hotel steht ein weiteres prunkvolles Gebäude. Genutzt wird es vom Regionalmuseum. Entstanden war es im 17. Jahrhundert als Jesuitenseminar. Interessant an diesem Gebäude ist die Tatsache, dass es sich dabei um das erste Krummauer Barock bau werk handelt. Zwischen dem heutigen Hotel Rose und dem Museum befand sich bis 1839 das sog. Obere Tor (Horní brána), das der Oberen Gasse (Horní ulice) ihren Namen gab. In der Nähe des Museums bietet sich dem Betrachter eine der schönsten Ansichten auf die Szenerie des Krum mauer Schlosses, mit dem Turm der ehemaligen Sankt-Jost-Kirche im Vordergrund.
Dicht hinter dem Museum wird die Innenstadt von der „Außenwelt“ durch eine recht tiefe und steile Kluft namens Mauseloch (Myší díra) abgeschnitten. Es ist ein in den Fels gehauener Burgwehrgraben. Einst hatte eine hölzerne Fallbrücke darüber hinweg geführt. 1787 wurde diese durch eine steinerne Brücke mit vier Bögen auf drei Pfeilern ersetzt. Gerade an jener Stel le sind sich die beiden Moldaumäander am nächsten. Da sie außerdem durch einen künstlichen Wasserkanal miteinander verbunden sind, liegt die Innenstadt faktisch auf einer Insel.
Links hinter der Brücke steht das Stadttheater, das seit 1993 in Betrieb ist.