Český Krumlov - Sehenswürdigkeiten - Innenstadt II.
Der historische Kern besteht aus zwei Teilen. Der ältere namens Latrán entstand spontan unterhalb der Burg am linken Moldauufer. Nicht sehr viel jünger ist die Innenstadt, die bereits planmäßig innerhalb des Flussmäanders angelegt wurde. Von oben betrachtet sieht sie aus wie eine Insel, denn die „Schleife“, die die Moldau hier schlägt, ist derart zugezogen, dass die beiden Flussbette an der engsten Stelle durch weniger als 100 m Land voneinander getrennt werden.
Auf der Pfütze, St.-Veits-Kirche
Da wo die Breite Straße (Široká ulice) auf einen kleinen Auf der Pfütze (Na Louži) genannten Platz trifft, steht an der Ecke das Krčín-Haus (Krčínův dům) (Nr. 54). Das zweistöckige Gebäude entstand 1580 als Ergebnis des Umbaus eines älteren Hauses im Stil der Renaissance. Besonders wertvoll ist die Renaissance-Ausmalung der Fassade, die reich an figuralen und ornamentalen Motiven ist.
Am entgegengesetzten Ende des kleinen Platzes gelangt man durch die Kirchgasse (Kostelní ulice) zur St.-Veits-Kirche. Deren hoher, neugotischer Turm, vom Anblick her ein Gegengewicht zum Renaissance-Turm des Schlosses bildend, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Die Kirche selbst stammt jedoch aus spätgotischer Zeit – der Grundstein wurde 1309 gelegt. Etwa seit der Mitte des 14. Jahrhunderts stehen die Mauern der drei Kirchenschiffe. Die wichtigsten Bauarbeiten wurden in den Jahren 1407–1439 durchgeführt, als u. a. das, das Dreischiff abschließende Netzrippen gewölbe entstand. Das Gewölbe wird von insgesamt acht schlanken Pfeilern getragen.
In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche noch des Öfteren erweitert und umgestaltet. Früher gehörte auch ein Friedhof zur Kirche (noch heute sind in ihrer Nähe Grabsteine zu sehen), der Innenraum der Kirche selbst hatte mehrmals als Ruhestätte für Mitglieder der Krummauer Herrscherfamilien gedient. Die bedeutendste der hier ruhenden Persönlichkeiten ist Wilhelm von Rosenberg (1535–1592). Außerdem wurden hier in besonderen Hüllen auch die Herzen einiger Mitglieder des Hauses Schwarzenberg zur Ruhe gebet tet.
Zur Kirche gehört die Kreuzigungskapelle und die Sankt-Johannes-Nepomuk-Kapelle. Die St.-Veits-Kirche ist das ganze Jahr über frei zugänglich.
Die Sankt-Johannes-Nepomuk-Kapelle entstand in den Jahren 1726–1729 unter Schwarzen bergscher Her rschaft. Dass sie dem böhmischen Märtyrer geweiht wurde, hat einen historischen Hinter grund. Die Ehe von Adam Franz von Schwarzenberg und seiner Frau, Fürstin Eleonore Amalie, war kinderlos, das Geschlecht drohte auszusterben. Außer dem sprachen und verkehrten die Eheleute aufgrund eines Streits bereits seit zwanzig Jahren nicht mehr miteinander. 1721 trafen sie sich zufällig im Prager Sankt-Veits-Dom, versöhnten sich und kein ganzes Jahr später (am 22. Dezember 1722) wurde der ersehnte männ liche Nachkomme geboren – Prinz Joseph Adam. Da sich das schicksalhafte Prager Treffen am Grabe von Johannes von Nepomuk zugetragen hatte, wurde dieser (böhmische) Heilige neuer Schwarzenbergscher Schutzpatron.
Von der Terrasse hinter der Kirche aus kann man seinen Blick über den Fluss mit Wehr und den dahinterliegenden südlichen Teil der Stadt schweifen lassen.