Český Krumlov - Sehenswürdigkeiten - Innenstadt I.
Der historische Kern besteht aus zwei Teilen. Der ältere namens Latrán entstand spontan unterhalb der Burg am linken Moldauufer. Nicht sehr viel jünger ist die Innenstadt, die bereits planmäßig innerhalb des Flussmäanders angelegt wurde. Von oben betrachtet sieht sie aus wie eine Insel, denn die „Schleife“, die die Moldau hier schlägt, ist derart zugezogen, dass die beiden Flussbette an der engsten Stelle durch weniger als 100 m Land voneinander getrennt werden.
Rathausgasse, Marktplatz, Herrengasse, Breite Straße
Die Innenstadt auf der Halbinsel am rechten Moldauufer entstand wahrscheinlich anstelle einer ehemaligen Marktsiedlung. Darüber, dass ihr Bau gut durchdacht war, zeugt der regelmäßige Grundriss der Bebau ung. Baubeginn war vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts im Bereich des Marktplatzes. Von hier aus erfolgte eine allmähliche Erweiterung in Richtung Stadtmauern.
An der Baderbrücke (Lazebnický most) kann man sich durch eine der engen Gassen in der Nähe des Marktplatzes zu einer Besichtigung der Innenstadt aufmachen. Biegt man an der Brücke nach links ab, also stromabwärts, gelangt man zur Parkán- Gasse. Diese wurde 1443 zum ersten Mal erwähnt. Das Besondere an dieser Gasse sind die kleinen Häuschen, die einst in dem recht beengten Bereich zwischen innerer und äußerer Stadtmauer errichtet wurden.
An die Baderbrücke schließt die Rathausgasse (Radniční ulice) an, die direkt zum Marktplatz náměstí Svornosti führt. Sein gleichmäßig quadratis cher Grundriss wurde vermutlich bereits im 13. Jahr hundert angelegt. Zu Beginn wurde der Platz von einer Reihe Holzbauten gesäumt. Steinerne Häuser mit Arkaden wurden erst 100 Jahre später errichtet. Auf dem Markt platz befindet sich ein Brunnen mit einer barocken Pestsäule aus den Jahren 1712–1716. Errichten ließ sie Fürstin Marie Ernestine von Schwarzenberg als (wenn auch etwas verspäteten) Ausdruck des Danks für die überstandene Pestepidemie, die die Stadt in den Jahren 1680–1682 heimgesucht hatte. Dominiert wird der Marktplatz jedoch eindeutig vom Rathaus. Es bestand einst aus zwei älteren Häusern, deren Frontseite 1597 optisch zu einem Ganzen vereint wurde. Das Rathaus schmücken vier Wappen: das Wappen des Böhmischen Königreichs, der Stadt Český Krumlov sowie die Wappen derer von Eggenberg und von Schwarzenberg.
Von hier aus kann die Besichtigung der historischen Innenstadt zum Beispiel in der Herrengasse (Panská ulice) fortgesetzt werden. Am Ende der Gasse steht eines der größten und einst auch prunkvol lsten Bürger häuser – der sog. Welschenhof (Vlašský dvůr) (Nr. 32). Seine Häuserfronten erstrecken sich über drei Straßen, was von einer außerordentlichen Größe zeugt. Beeindruckend ist auch die Renaissance- Sgraffito-Dekoration an Fassade und Attika, auffallend das mächtige gotische Eingangsprotal.
Unsere Bewunderung verdient auch eine weitere der ursprünglichen bürgerlichen Wohn bauten – das Schwamberg- Haus (Švamberský dům) (Nr. 35) in der anknüpfenden Tuchmacher-Gasse (Soukenická ulice). Seine Fassade wird von gefühlvoll rekonstruierten Fragmenten gotischer Fresken aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts geschmückt, dar unter z. B. die lustige Abbildung eines Pferdes in einer Wiege.
Die Breite Straße (Široká ulice), so wird mit Recht eine zur Tuchmacher gasse paral lel verlaufende Straße mit mehreren bemerkenswerten Baudenk mälern bezeich net. So befindet sich hier z. B. das zwei stöckige Haus Nr. 77. Sein Granitsteinportal ist mit sog. Sitznischen versehen, seine Ausführung im Stil der sächsischen Renaissance ist in Český Krumlov einmalig. Der interessanteste Bewohner des Hauses Nr. 77 in der Breiten Straße (rote Fassade) war der Rosenberger Gruben ver walter Michael Anton von Ebbersbach. Dieser erfreute sich als vermeintlich seriöser Wissenschaftler und Alchimist des Vertrauens Wilhelms von Rosenberg, an dessen Hof mehrere Dutzende solcher „Männer vom Fach“ wirkten. 1593 verstarb er jedoch im Gefängnis, in das ihn nach Wilhelms Tod dessen jüngerer Bruder Peter Wok von Rosenberg hatte einsperren lassen.
Das flächenmäßig größte und gleichzeitig bedeutendste Baudenkmal der Breiten Straße ist der Renaissance-Gebäude-Komplex der ehemaligen Städtischen Brauerei, erbaut 1606–1608 von Dominico Benedetto Cometta von Eckthurn mit einem „U“- Grundriss. Der in den Diensten Peter Woks von Rosenberg stehende Baumeister italienischer Herkunft errichtete in Český Krumlov u. a. das Budweiser Tor oder die Sankt-Jost-Kirche. Die Brauereigebäude wurden 1993 für die Zwecke der heute bereits weltweit bekannten Galerie Egon Schiele Art Centrum großzügig rekonstruiert.
In der Nähe der ehemaligen Städtischen Brauerei steht das Renaissance-Haus Nr. 74. Ein einzigartiger archäologischer Fund förderte im Inneren des Hauses ein mit Schweine- und Rinderknochen gepflastertes Fußbodenfragment zu Tage.