Český Krumlov - Sehenswürdigkeiten - Latrán
Der historische Kern besteht aus zwei Teilen. Der ältere namens Latrán entstand spontan unterhalb der Burg am linken Moldauufer. Nicht sehr viel jünger ist die Innenstadt, die bereits planmäßig innerhalb des Flussmäanders angelegt wurde. Von oben betrachtet sieht sie aus wie eine Insel, denn die „Schleife“, die die Moldau hier schlägt, ist derart zugezogen, dass die beiden Flussbette an der engsten Stelle durch weniger als 100 m Land voneinander getrennt werden.
LATRÁN
Die Bezeichnung Latrán wurde von dem lateinischen Ausdruck „latus“ abgeleitet und bedeutet hier so viel wie „seitlich“. Sie drückte die Tatsache aus, dass das Viertel außerhalb der Stadt lag und auch nicht von dieser verwaltet wurde. Erst 1555 wurde es von Wilhelm von Rosenberg der Stadt angegliedert. Das Latrán-Viertel wurde insbesondere von Menschen bewohnt, die in irgendeiner Weise an der wirtschaftlichen Funktionstüchtigkeit der Burg beteiligt waren. Heute trägt eine Gasse denselben Namen. Sie beginnt am Budweiser Tor (Budějovická brána) und endet an der Baderbrücke (Lazebnický most). Das Budweiser Tor ist das jüngste und gleich zeitig einzige erhalten gebliebene Tor von einst neun Stadttoren. Es wurde 1598– 1602 auf Geheiß Peter Woks von Rosenberg durch den Baumeister Dominik Cometta errichtet und schützte das Latrán-Viertel vom Norden her.
In der Nähe des symbolisch den Zugang zum I. Schlosshof bewachenden Roten Tors (Červená brána) wird die Latrán-Gasse von einem mächtigen Triumphbogen überspannt, in dessen Innerem sich ein Gang befindet, der die Schloss innen räume mit dem unweit gelegenen Kloster verbindet. Das ehemalige Minoritenkloster dient heute dem Kreuzritterorden vom Roten Stern. Der Bau der Kloster gebäude mit einer dem Leib Christi geweihten Kirche wurde 1350 von den Rosenbergern veranlasst. Später wurde das Kloster im Stil der Gotik und die Kirche in den Jahren 1649–1681 im Stil des Barock umgestaltet.
Der Verbindungsgang des Schlosses misst fast einen Kilometer (genau 900 Meter). Er führt vom Kloster aus durch die Dächer der Bürgerhäuser und über den Stützbogen (auf dem Bild) bis auf den I. Schlosshof. Danach überbrückt er den Bärengraben und führt über den II. Schlosshof weiter in die Obere Burg. Von hier aus nimmt er seinen Weg über die Mantelbrücke und das Dach des Barocktheaters bis in den Schlossgarten. Wahrscheinlich war jedoch der Gang in seiner Gesamtheit in der Vergangenheit zu keiner Zeit ganz passierbar.
In der Latrán-Gasse sollte man seine Aufmerksamkeit einer Reihe von Häusern mit interessanten Schmuckelementen aus der Zeit der Spätgotik und der Renais sance widmen. Dazu gehören insbesondere die Häuser Nr. 53 und Nr. 39, letzteres mit einer Wandmalerei des Rosenberger Reiters. Architektonisch interessant sind die Häuser Nr. 37 und Nr. 15 mit einer wertvollen gotischen Ausmalung im Inneren. Das Haus Nr. 54 in der Nähe des Roten Tors gehörte ab 1782 dem Schwarzenberger Bauing enieur Josef Rosenauer (1735–1804), dem Erbauer des berühmten Schwarzenbergschen Schwemmkanals.
Linkerhand in Richtung Moldau schmiegt sich die sog. Neustadt (Nové město) an die Latrán-Gasse. Hier hatte Anna von Rosenberg und Roggendorf, die Mutter der letzten Rosenberger – Wilhelm und Peter Wok von Rosenberg – ihre Witwen residenz. Heute gehört diese mitsamt den anliegenden Renaissance gärten zur Brauerei Eggenberg.
Über die Dächer der Latrán-Häuser erhebt sich der Turm der ehemaligen St.-Jost-Kirche. Sie entstand wahrscheinlich irgendwann vor 1343 anstelle einer Kapelle. Zur Kirche gehörte das Rosen berger Spital samt Armenhaus. Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Kirche im Renaissancestil umgebaut und ging später in den Besitz des Jesuitenordens über. Wahrscheinlich auch aus diesem Grunde wurde sie im 18. Jahrhundert im Zuge der Josephinischen Reformen aufgelöst und umbenannt. Sie erhielt die Bezeichnung Bürgerhaus. Ihr hoher Turm mit Kuppel blieb erhalten und bildet auch heute noch eine Dominante des historischen Teils der Stadt.
Die Latrán-Gasse mündet auf die Baderbrücke (Lazebnický most), benannt nach dem ehemaligen Baderhaus am linken Ufer kurz vor der Brücke.